Besuch von Schloss Charlottenburg mit Garten
(UH) Um noch einmal die letzten sommerlichen Tage zu genießen, wollten die Schüler*innen der WK 22-2 einen schönen Ort in Berlin besuchen. Die Schüler*innen wählten unter den vielen Schlössern in Berlin das Schloss Charlottenburg aus und am 06.09.2022 war es dann soweit.
Heute trägt das Schloss den Namen einer bedeutenden Frau: Sophie Charlotte von Hannover (1668 -1705). Die zweite Frau von Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem Kurfürsten Friedrich III, erhielt von ihrem Mann vor den Toren von Berlin ein kleines Grundstück geschenkt. Sie ließ sich eine Sommerresidenz bauen. Es entstand im Stil des Barock, der Kunstepoche von 1675-1770 mit vielen bauchigen Auswölbungen am Bau und in der Innenausstattung und vielen goldenen Zierelementen.
Damals war das Brandenburger Tor die Stadtgrenze nach Westen. Um zum Schlösschen zu gelangen, musste man vom Stadtschloss in Berlin Mitte mit der Kutsche über die Allee Unter den Linden fahren, dann durch den Tiergarten und über noch nicht asphaltierte Straßen, um Schloss Lützenburg, so hieß das Schloss damals, zu erreichen. Die Reise dauerte also viel länger als heute mit der BVG und man hatte das Gefühl, ganz weit weg von der Stadt im Grünen, auf dem Land anzukommen. Aber selbst von der Leopold-Ullstein-Schule kommend, hatten die Schüler*innen das Gefühl, in einer anderen Welt anzukommen.
Was war das Besondere an Sophie Charlotte?
Die junge Kurfürstin Sophie Charlotte von Brandenburg soll eine sehr schöne Frau gewesen sein:
„Sie hatte große und sanfte Augen, eine wunderbare Fülle schwarzen Haars, Augenbrauen wie abgezirkelt, eine wohlproportionierte Nase, einen Mund von Inkarnat, sehr schöne Zähne und einen lebhaften Teint“, so beschreiben Zeitgenossen ihre Schönheit. Sie war die Tochter von Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg und seiner Gemahlin Sophie von der Pfalz. In Hannover Herrenhausen hat sie aus dynastischen Gründen den Kurfürsten Friedrich III von Brandenburg geheiratet.
Sophie Charlotte wird zu einem Glücksfall für die aufstrebende Residenzstadt Berlin. Mit ihr halten Weltgewandtheit, Geschmack und Charme Einzug am kurfürstlichen Hof. Nach der Krönung zur ersten preußischen Königin will sie eine geistige Führung in Lietzenburg haben. Sie ist sehr gebildet, äußerst musikalisch und orientiert sich am Geschmack ihrer Zeit. In Schloss Charlottenburg feierte sie Feste, Bälle, Konzerte und Gartenparties. Sie lud Gelehrte, Theologen ein und debattierte mit ihnen über philosophische Gedanken ihrer Zeit. Ihren Lehrer der Jugendzeit, Gottfried Wilhelm Leibniz, holte sie nach Berlin und gemeinsam mit ihm überzeugte sie ihren Mann, den Kurfürsten, die Akademie der Wissenschaften zu gründen.
Außerdem liebt sie Musik, besonders die italienische Oper und spielte bei den Aufführungen sogar selbst an ihrem weißen Cembalo. Komponisten wie Attilio Ariosti und Giovanni Bononcini holte sie an ihren Hof.
Sophie Charlotte dachte ihrer Zeit voraus: Sie wollte die Natur in die Architektur mit einbeziehen und wünschte sich hohe Fenstertüren als Verbindung von Architektur und künstlerisch gestalteter Natur mit einem direkten Zugang zum Garten. In den Innenräumen wechselte sie grüne Stofftapete und Spiegel miteinander ab, so dass die Natur stets gespiegelt werden konnte. Gleichzeitig orientierte sie sich am Geschmack ihrer Zeit und wählte das Mobiliar nach der damals aktuellen Chinamode aus.
Sophie Charlotte stirbt 1705 im Alter von 37 Jahren. Das kulturelle Leben friert ein. Ihr Gemahl Friedrich I. ordnet eine Umbenennung des Schlosses in Charlottenburg an.
Bis zu seinem Tod wird es seine Nebenresidenz. Es finden auch Staatsakte wie Ordensfeste und Gesandtenaudienzen dort statt, die zuvor im Berliner Schloss stattgefunden hatten.
Ab 1702 wird das Schloss umgestaltet und jetzt richtet man sich nach französischem Vorbild aus, die Zimmer werden durch eine Enfilade verbunden, denn die Türen sind auf einer Achse verbunden und man kann alle 13 Räume auf der Gartenseite auf geradem Weg durchschreiten. Dort findet sich auch das Porzellankabinett mit vielen ostasiatischen Porzellanen
Friedrich der Große ließ dann später das Schloss erweitern und gestaltete es im Rokkoko-Stil. Die Schlossanlage wurde erweitert: ein Theater, die Orangerie, Teepavillons, ein Mausoleum und den Neuen Pavillon von dem Architekten Schinkel. Danach erbaute Friedrich der Große „sein“ Schloss Sanssouci in Potsdam mit einem fantastischen Garten.
Die Schüler*innen flanierten im Altbau des Schlosses auf der Suche nach den Räumen und Objekten, die ihnen besonders interessant erschienen. Die ausgestellten Gemälde von Sophie Charlotte bestätigten die Aussage über ihre Schönheit, die Gemälde ihrer Zeitgenoss*innen (Komponisten, Musiker, Tänzer, Philosophen) beeindruckten sie. In der Architektur gefielen ihnen die bis auf den Boden reichenden Fenster, die früher den direkten Zugang zum Garten möglich machten. Das Porzellankabinett, das Schlafzimmer mit dem Baldachin über dem Bett und die Möbel im chinesischen Stil, ebenso wie Kommoden und Truhen mit Intarsien beeindruckten, vor allem vor dem Hintergrund, dass in ihrer Heimat wertvolle Kulturmonumente und Orte nicht mehr existieren, aber ähnliche Objekte aufbewahrt hatten.
Die Schüler*innen besuchten im Anschluss an den Altbau noch den klassizistischen Gebäudeflügel mit dem Ballsaal Friedrich des Großen im Rokokko-Stil und die Ausstellung mit den Entwürfen für eine moderne Deckengestaltung von Hann Trier (1915—1999), bevor sie den Garten aufsuchen wollten. Am Teich mit Mandarinenten, Schwänen, Fischreihern und Karpfen wurde verweilt. Und ja, es gab Zeit für Selfies.