Lernen an außerschulischen Bildungsorten – eine Alphawoche in Kladow

(uh) Vom 12.12.2022 – 16.12.2022 haben die Schüler*innen der Willkommensklasse WK 22-2 eine  Klassenfahrt zur Jugendbildungsstätte Haus Kreisau in Kladow unternommen. Das Wetter spielte jahreszeitlich voll mit: Das Haus Kreisau liegt wunderschön direkt an der Havel, in der bei zunehmender Kälte und strahlendem Sonnenschein täglich mehr Eisschollen auf der Havel aufploppten. Der Schnee tat sein Übriges und das „Winterparadies“ sorgte für eine entspannte und offene Stimmung, fern vom Treiben in der Großstadt.

In den Pausen machten die Schüler*innen unter Begleitung der ortskundigen Mitarbeiter*innen am Haus Kreisau Spaziergänge zum im Winter unzugänglichen Landhausgarten Fränkel, der von dem Gartenarchitekt Erwin Barth, dem „Lenné des 20. Jahrhunderts“ konzipiert worden war und ein echtes Juwel der Gartenbaukunst ist, wie durch die „Bullaugen“ in der Gartenmauer auf das verwunschene Paradies im Dornröschenschlaf schnell zu erkennen war. Ein Besuch von April bis Oktober 2023 ist daher ein Ausflugsprojekt auf der Agenda dieser Klasse.

Weiter gab es themenspezifische Wanderungen zur Erkundung der Berufswelt am Ufer der Havel oder zu ortsansässigen Vertretern von Berufen für ein Interview. Aufgesucht für Gespräche wurden der Kapitän der Fähre von Kladow nach Wannsee, eine Restaurantbesitzerin und Köchin und ein Kellner in einer Pizzaria, eine ortsansässige Bäckerin, deren Traum darin bestand, eine Bäckerei zu eröffnen, wo noch heute alles selbst gebacken wird, die Apothekerin und eine Bestatterin. So kamen die Schüler*innen ins Gespräch mit wichtigen Berufsgruppen und tauchten tief in die Arbeitswelt im dörflich anmutenden Kladow ein.

Die Kooperation von der Teachcom Edutainment GmbH, dem Arrivo Netzwerk und der Evangelischen Berufsschularbeit war äußerst fruchtbar, lernten doch die Jugendlichen in der Jugendbildungsstätte Haus Kreisau die Berufsorientierung „alpha“ kennen.  

Unter der Leitung von Heidrun Klebahn-Bier, Studienrätin und Lisa Friedrich, Pädagogin, fand das Seminar täglich in zwei Arbeitsphasen statt:  von 09.30-13.00 Uhr und von 15.00-18.00 Uhr. In den Mittagspausen und abends gab es Gelegenheit zu Spiel und Sport.

Guido Monreal, der Initiator des Programms von Teachcom stellte die GmbH in einer Präsentation vor und Amer Hamad sprach über das Arrivo Projekt, das die Betreuung der Teilnehmer*innen auch über das Seminar und die Schule hinaus in einem Praktikantennetzwerk mit Berliner Unternehmen bei Bedarf unterstützt.

Die Lernziele in der Woche bestanden inhaltlich darin, dass die Teilnehmer*innen ihre eigenen Wünsche und Ziele hinsichtlich ihrer Zukunft und Berufe formulieren und kritisch reflektieren sollten, um auch einen Plan B entwickeln zu können, ohne dabei unglücklich zu werden (gilt insbesondere, wenn die Möglichkeiten der Heimat sich in Deutschland nicht unbedingt in gleicher Weise verwirklichen lassen). Sie sollten ein Bewusstsein für eigene Verantwortlichkeiten entwickeln. In der Auseinandersetzung mit den anderen Teilnehmer*innen der Gruppe sollten alle das eigene Verhalten kritisch reflektieren, eine Förderung von Selbstorganisation und -Kompetenz für einen Einstieg in die berufliche Arbeitswelt und ebenso wie die Lern- und Arbeitsmotivation für die notwendige Ausbildungsreife erfahren. Sie sollten eine Teamentwicklung voranbringen, die auf den unterschiedlichen Fähigkeiten und Potenzialen der Einzelnen basiert (Diversity - Kompetenz), sowie das „Handwerkszeug“ zur bewussten Steuerung von Gruppenprozessen kennen lernen und einüben. Auch lernten sie Kommunikationsverhalten zu erkennen und zu verändern.

Sozial  sollten die Teilnehmer*innen das Leben in Gemeinschaft jenseits von Arbeitsdruck und familiären Hintergründen erfahren, um so eine Verbesserung von sozialen und kommunikativen Kompetenzen zu erlernen und Verantwortung für die Seminarveranstaltung (z.B. Hausdienste und Freizeitgestaltung) zu erproben.

 

Die Umsetzung:

Nach der Ankunft fand zunächst eine Ortsbegehung statt. Es entstand ein Gruppenfoto auf dem Steg bei noch nicht vereister Havel, Zimmer wurden verteilt, Organisatorisches geklärt. Im Seminar wurde ein Erwartungsbaum geschaffen, an den kleine Zettel geklebt wurden zu folgenden Punkten: Über welche Themen möchte ich sprechen? Was will ich hier lernen? Worauf habe ich keine Lust? Fortlaufend wurde eine Vokabelsammlung erstellt. Dann zeichneten die Teilnehmer*innen ein Porträt von sich in gemeinschaftlicher Aktion Schritt für Schritt und stellten sich vor, wobei sie das Herkunftsland auf der Weltkarte zeigten (Impuls: Perspektive wechseln)

Ein wichtiges Thema, das immer wieder aufgegriffen wurde, war die Durchlässigkeit im Bildungssystem, für das Begriffe geklärt und zugeordnet wurden.

Dann gab es Teamübungen wie einen Turmbau (mit Parkettstäben so hoch wie möglich und stabil) und der anschließenden Auswertung im Plenum: welche Kompetenzen und Fähigkeiten wurden gebraucht. In einer weiteren Arbeitsphase beschäftigten sich die Teilnehmer*innen nach einem Input zu Fähigkeiten und Kompetenzen mit der Zuordnung von einzelnen Kompetenzen zu Überschriften (Soziale und kommunikative Kompetenzen, Personale Kompetenzen, Aktivitäts- und Handlungskompetenzen und Fachlichen  und methodische Kompetenzen).

Wichtig war eine Übung zur Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung (Teilnehmer*innen wählen aus 18 neun Kompetenzen für sich aus und bewerten, wie gut sie darin sind mit 1-10, dann erteilt die Gruppe sich gegenseitig eine Einschätzung (Methode wie beim Portraitzeichnen).

Ein Geva-Test zur Ermittlung eigener Interessen und Kompetenzen und Fähigkeiten wurde gemacht, der bei eventuellen Praktikumssuchen von Nutzen sein kann. Die Auswertung erfolgte individuell.  Dann erarbeiteten die Schülrer*innen einen persönlichen Zeitstrahl: Welche konkreten Schritte nehme ich mir vor von heute bis zur Ausbildung/Studium?

Die Teilnehmer*innen bauten eine Seifenkiste, wieder in Teamarbeit, und mussten dabei diffizilere Aufgabenstellungen beachten.

Immer wieder erfolgte eine Wiederholung der neuen Begriffe und eine Festigung durch Spiele (Gruppenspiele, Kahoot).

Zusätzlich bereiteten die Teilnehmer*innen ihre Interviews vor für ihren Erkundungsgang nach Kladow, verschriftlichten die Fragen und führten Rollenspiele aus, die ihr Standing in den Interviews festigen sollten.

Jeder Tag wurde mit einer Auswertung, einer Meditation, mit einer Wertschätzungsübung und einem Tagesfeedback beendet. 

Der abschließende Blick auf den Erwartungsbaum ergab, dass fast alle anfangs formulierten Ziele erreicht wurden und die Klassenfahrt thematisch und persönlich ein wertvolles Gruppenerlebnis war.