Geschichte und Gegenwart – Besuch der Sony World Photography Awards-Ausstellung im Willy-Brandt-Haus

(uh) Am 23. und am 25. Januar 2024 besuchten auch die  Klassen WK 23-2 und die WK 23-4  das Willy-Brandt-Haus in der Stresemannstraße in Berlin-Kreuzberg. Sie lernten das lichtgeflutete Haus der SPD mit den gläsernen Aufzügen kennen und waren beeindruckt von Rainer Fettings Skulptur des Politikers Willy Brandt, die in der Halle im Erdgeschoss steht.

Zuvor hatte die Klasse im Unterricht von Willy Brandt erfahren, der Regierender Bürgermeister Berlins war, später als SPD-Politiker Bundeskanzler wurde und die Bilder vom Kniefall Willy Brandt am Mahnmal zum Gedenken an den jüdischen Ghettoaufstand von 1943 gesehen.

Brandt hatte sich anlässlich seines Besuchs in Warschau in Polen am 7. Dezember 1970 dazu verleitet gesehen, unter der Last seiner politischen Mission das Land Polen um Verzeihung für die Verbrechen der Deutschen im Zweiten Weltkrieg zu bitten. Sein Besuch war der erste eines deutschen Regierungschefs in Polen seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Kranzniederlegung, kniet der Kanzler plötzlich gerührt und aufgewühlt auf dem nassen Boden als Zeichen der Betroffenheit. Es war eine Geste, mit der er stellvertretend für sein Land um Vergebung bei den Polen bittet.

Noch heute ist es schier unfassbar, dass Deutsche in Polen nach den Schrecken des Holocausts einreisen dürfen, das spüren alle Reisenden, wenn sie Auschwitz oder Oskar Schindlers Emailfabrik besuchen. Brandts Geste wurde von den Vertretern der internationalen Presse registriert und diese Fotos gingen um die Welt.

Um Verzeihung bitten, anzuerkennen, dass etwas passiert ist, was niemals hätte passieren dürfen, zeugt von geistiger und emotionaler Größe und dem Wunsch, Menschen zu vereinen. Das Foto vom Kniefall in Warschau wurde zum Symbol für die Aussöhnung der beiden Staaten. Die Geste – so kommentierte Willy Brandt später – war spontan, ungeplant und dafür in ihrem Nachhall umso intensiver.

Der Politiker Willy Brandt beeindruckte offensichtlich die SuS, beide Klassen bauten sich sofort an Fettings Skulptur für ein Gruppenfoto auf. Am Ende des Besuchs versammelten sie sich auf der Treppe in der Halle unter dem Schild „Demokratie“ zu einem weiteren Gruppenfoto.

Die Ausstellung des international beachteten Fotowettbewerbs der Sony World Photography Awards 2023 in den unterschiedlichen Genres und Kategorien wie Umwelt, Architektur und Design, Dokumentation, wilde Tiere, Landschaft, Porträt, Sport, Stilleben und Natur hat im Willy-Brandt-Haus Tradition, in diesem Jahr fand sie zum neunten Mal statt.

Sehr berührt waren die Schülerinnen und Schüler, wenn die Fotograf:innen aus ihren Herkunftsländern stammten oder in Regionen aus ihren Heimatländern gearbeitet haben, um dokumentarische Projekte zu erarbeiten, wie Erhan Coral aus der Türkei, der die heißen Quellen von Güroymak fotografierte. Das Wasser mit einer Temperatur von 40 Grad bei Umgebungstemperaturen von minus 14 Grad bringt die Menschen dazu, mit ihren Tieren darin zu baden.

Thien Nguyen Ngoo aus Vietnam fotografierte eine Taucherin neben einer Schildkröte beim Schwimmen und zeigte ebenfalls die friedliche Koexistenz von Mensch und Tier. Corey Arnold aus den USA, dokumentierte die Rückkehr der wilden Tiere in die Städte, z.B. der Waschbären zur Corona-Zeit. Damit fesselte er die SuS, denn Ähnliches konnten alle berichten, denn viele hatten gesehen wie in Berlin Füchse in die Hinterhöfe zurückgekehrt sind. Der Himmelsgarten, eine Serie von Kechun Zhang aus Festlandchina, dokumentierte die Umsetzung riesiger Bäume per Kran von einem Garten in einen anderen, was nahezu surreal wirkte und begeisterte. Der portugiesische Fotograf Edgar Martins hatte auf der Suche nach einem verschollenen Freund verschiedene Menschen in Libyen fotografiert, die die Schülerinnen und Schüler der WK 23-2 sehr zur Nachahmung von Bewegungsmustern inspirierte. Die Fotos waren quasi die Vorlage für eine eigene Performance. Die Klasse steht noch ganz am Anfang des Spracherwerbs, konnte aber wieder im Unterricht ganz genau erklären, welche Berufe sie in der Ausstellung wiedergefunden hatte: Obst- und Gemüseverkäufer in Saudi-Arabien, Schwimmer, Imame, Reiter in Katar, Soldatinnen und Soldaten, Gärtner, Schauspieler im chinesischen Theater u.v.a.m.

Die Klasse WK 23-4 war ebenso wie die WK 23-2 von der Skulptur Willy Brandts angetan, aber ganz besonders von der Fotoserie von Lee-Ann Olwage aus Südafrika beeindruckt. Sie hat in kreativer Auseinandersetzung den Alltag von Schülerinnen in Kenia, die unbedingt zur Schule gehen wollen, erfasst und so auf die weltweite Benachteiligung der Mädchen beim Zugang zur Bildung verwiesen und ihnen als Ausdruck ihrer Fantasie Blumen ins Haar projiziert.

Auch die Bilder der Nebelnetze in Peru, die den Morgennebel auffangen, um dadurch Wasser für Pflanzen zu gewinnen, haben wegen der gezeigten Mühsal, an Wasser zu kommen, die Schülerinnen und Schüler beeindruckt. Auch die Fotoserie der Indigenen in Argentinien, die wegen der Bodenerosion und des Wassermangels ihr Land nicht mehr ertragreich bewirtschaften können beschäftigte sie.

Über den Besuch der Ausstellung verfassten sie dann kleine Berichte und Poster im Unterricht.

 

Einige Kommentare von Schülerinnen und Schülern der WK 23-2

 

Ich finde das Willy Brandt-Haus modern und schön.

Mein Lieblingsfoto ist ein Baum. Er ist in der Luft. Ich habe das noch nicht gesehen.

Sesuna Eyol

 

Der Baum in der Luft ist ein sehr schönes Foto.

Mehmet Dogan

 

Das schönste Foto ist das Foto, wo unsere Gruppe zusammensteht. Ich finde das Willy-Brandt-Haus schön.

Das andere schöne Foto zeigt einen Mann mit Pflanze und ich stehe davor. Ich sehe gut aus.

Hamadou Imorou

 

Ich liebe das Foto von der Gruppe, weil ich eine schöne Zeit mit meinen Klassenkameraden hatte und in einem Haus für Demokratie war. Das Foto vom Mann auf den Steinen, finde ich cool.

Ich danke Frau Hermanns, dass sie uns herumgeführt hat.

Muhammet Ali Bostas

 

Die Baum-Fotos sind sehr schön. Die Bäume sind in der Luft – das ist toll. Das Foto vom Mann mit Turban inspiriert mich.

Tofeeq Ullah Akhtarzai

 

Mir gefiel das Foto von wilden Tieren, die in die Stadt strömen, weil es die Zeit der Pandemie beschreibt. Die Menschen sind zu Hause und die Tiere kommen in die Stadt.

Nazime Aktan